Wolfgangs Blog
Reiseberichte von Orten an denen ich niemals war und solchen, die ich wirklich gesehen habe
Top Gear
Mal wieder was neues in diesem Blog: TV-Kritik. Ich bin ein grosser Fan der britischen Auto-Sendung Top Gear. Sie unterscheidet sich von deutschen Automobilsendungen in zweierlei Hinsicht: Erstens dürfen die Moderatoren auch Kritik an Autos üben, ohne sofort verklagt zu werden. Zweitens geht es in der Sendung fast genauso sehr um die Charactäre der drei Moderatoren, Jeremy "Jezza" Clarkson, Richard "Hamster" Hammond und James "Captain Slow" May, wie um die Autos, die sie vorstellen. Das ist ein wenig wie bei Gerhard Delling und Günther Netzer, bei deren Auftritte es nicht nur um Fussball geht. Aus diesen beiden Gründen habe ich seit 2002 jede Folge Top Gear gesehen.
Nun wird seit gestern diese Serie in deutscher Synchronisation auf Kabel 1 ausgestrahlt. Das kann nicht funktionieren. Steigt Kabel 1 mit einer zu frühen Staffel ein, wird es nur Berichte über veraltete Autos senden. Fangen sie mit einer zu späten Staffel an, wird die gesamte Characterentwicklung ausgelassen. Für letzteres haben sie sich entschieden, was zur Folge hatte, dass man mehr als 90% der Witze nur verstehen konnte, wenn man die Staffeln zuvor (auf englisch) gesehen hatte.
Darüber hinaus funktioniert es noch viel schlechter als es so wie so schon nicht könnte. Ein paar der Eigenschaften der Moderatoren wurden bei der Synchronisation sogar ausgelassen, z.B. Clarksons iPhone-Affinität bei gleichzeitiger vollkommener Unfähigkeit bei jedem Umgang mit jeder Art von Computertechnik. Aber ganz schlimm wurde es erst, als die Synchronisation inhaltlich verändert wird. Hammond lobt in einem Ferrari California das Doppelkupplungsgetriebe wegen seiner "seamless gearchanges", zu deutsch etwa "nahtlose Gangwechsel". In der Synchronisation wird dies durch "perfekte Übersetzung" ersetzt. Da verkrampft sich in mir vieles.
Den Ansatz, eine derart sehenswerte Produktion wie Top Gear auch für Leute ohne englische Sprachkenntnisse in Deutschland zugänglich zu machen, halte ich für eine tolle Sache. Und ich gehöre, obwohl bekennender Fan des Anhalters, bestimmt nicht zu den radikalen Leuten, die die Ehre oder Ästhetik eines Werkes durch die Bearbeitung gekränkt sehen. Aber bitte, liebe Verantwortliche, gebt euch etwas mehr Mühe!
erstellt von Wolfgang am 18.07.2010, 21:37 Uhr
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